Kreation

Der Zauber der Haptik

Helen Hüsser
Helen Hüsser

Warum fassen wir gerne Dinge an? Befühlen und befummeln sie? Weil wir unserem Tastsinn mehr Glauben schenken als unseren Augen, sagen Forscher. Das können wir uns auch für die Kommunikation hinter die Ohren schreiben: Denn was sich gut anfühlt, bleibt auch im Kopf besser haften.

Karte Laserstanzung Haptik

Das alte Sprichwort «lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach» kommt nicht von ungefähr. Was wir mit den Händen halten, das nehmen wir eher für bare Münze als schöne Worte oder hübsche Bilder. Das sehen jedenfalls Psychologen und Hirnforscher so. Wir sind multisensorische Wesen, unser Gehirn stuft Wahrnehmungen, die mehrere Sinne ansprechen, als glaubwürdiger ein als «ein-sinnige». Auge, Ohr, Geruch, Geschmacks- und Tastsinn ergeben zusammen ein informatives und emotionales Gesamtbild.

Aktuell aber steht unser Auge klar im Fokus der digitalen Geschäfts-Kommunikation. Hier spielen sich die meisten nonverbalen Botschaften am Bildschirm ab, entmaterialisiert sozusagen, reizen sie lediglich unseren Seh-Sinn. Web, Apps, E-Mails, Messages, Pushnachrichten. Alles versucht, unsere Aufmerksamkeit zu erhalten. Was dabei oft vergessen geht: Wir Menschen passen uns rasch an und nehmen unsere Umwelt immer selektiver wahr. Rein visuelle Botschaften, die uns in den allerersten Sekundenbruchteilen nicht ansprechen, werden unterbewusst als nicht relevant eingestuft und weggedrängt. Noch bevor wir es merken. Diese selektive Wahrnehmung schützt uns vor Reizüberflutung.

Botschaften für die Sinne

Höchste Zeit, den anderen Sinnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. In der Kommunikation spielt die haptische Wahrnehmung eine grosse Rolle. Es gibt den Begriff «Multisensorisches Marketing» und darauf spezialisierte Agenturen. Aber man braucht keinen höheren Marketing-Abschluss, um darauf zu kommen. Noch immer halten wir alle täglich auf Papier gedruckte Botschaften in der Hand. Und obwohl die digitale Kommunikation die Überhand gewonnen zu haben scheint, wird sich daran so schnell nichts ändern. Ein schönes Papier mit rauhfaseriger, «warmer» Oberfläche zum Beispiel fassen die meisten lieber an als ein Kopierpapier ab Stange. Mit der richtigen Papierwahl wird die Botschaft betont, und die Seele eines Produktes wird akzentuiert. Ein rauher, fester, glatter, weicher oder harter «Griff» schafft eine stimmige Assoziation zur Message.

Auch eine spezielle Formgebung oder eine Oberflächenveredelung spricht unseren Tastsinn an. Eine Stanzung oder Prägung, ein erhöhter Aufdruck, eine spezielle Drucktechnik, ein reizvoller Falz. All das kann als Verstärker eingesetzt werden, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen. Dem Zauber der Haptik sind produktionstechnisch fast keine Grenzen gesetzt.

3 Beispiele für ein haptisches Erlebnis

Karte Prägung Haptik Tasten

Warm im Griff

Ein poröses, weiches Papier mit einer erhöhten Prägung nimmt man gerne in die Hand. Weil es sich gut anfühlt, nicht alltägliche Dinge zu ertasten.

Weihnachtskarte Haptik gefalzt

Um die Ecke gefalzt

Scheinbar komplex, in Wirklichkeit ganz einfach: Gefalzter Stern aus einem Blatt Papier. Ohne Klebeverbindung, rein maschinell verarbeitet.

Karte Laserstanzung Haptik

Filigran gestanzt

Laserstanzung als Variante, Ideen in ein haptisches Erlebnis zu verwandeln. Die Technik allein aber macht's noch nicht, auch das Design muss passen.

Was sich gut anfühlt, muss nicht teuer sein

Es gibt unzählige reizvolle und einfache Lösungen, in der Print-Kommunikation mit der Haptik zu arbeiten. Wie bei allen guten Ideen gilt auch hier: Nicht die Technik, die Idee macht's. Wer sich in produktionstechnischen Belangen auskennt, weiss, was machbar und vernünftig produzierbar ist. Für kleine Auflagen eignen sich z.B. Laserstanzungen gut. Auch für den Digitaldruck gibt es Dutzende Papiere zur Auswahl, die sich speziell anfühlen. Für grosse Auflagen steht die maschinelle Produktion im Vordergrund, auch da ist vieles machbar. Natürlich kann nicht jede Botschaft haptisch untermalt werden. Doch gezielt platziert, wirkt ein spezielles Printprodukt einfach persönlicher und wertschätzender. Und was sich gut anfühlt, bleibt beim Empfänger länger haften.